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Das Social Media Recruiting
Wer kennt das Problem nicht auf eine Stellenanzeige reagieren kaum bis gar keine Kandidaten, Sie als Unternehmen spüren deutlich den Fachkräftemangel und sie wissen einfach nicht mehr weiter. Aber ist die Realität wirklich so, dass es kaum noch qualifizierte Fachkräfte auf dem Markt gibt?
Social Media Recruiting – eine Definition
In jedem Bereich des Personalwesens spielt die Digitalisierung eine zunehmende Rolle. Die Prozesse entwickeln sich mit den Generationswandel fortlaufend mit. Dabei zieht das Internet und die damit verbunden sozialen Netzwerke nicht spurlos an dem Prozess der Personalbeschaffung vorbei.
Unter Social Media Recruiting versteht man die Personalgewinnung über die sozialen Medien. Es vereint also das Recruiting mit dem Marketing. Dabei werden Social Media Seiten wie YouTube, Instagram, Facebook und co verwendet, um die Aufmerksamkeit potenzielle Bewerber auf sich zu lenken.
Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass soziale Medien kaum noch aus dem heutigen Leben wegzudenken sind. Die Anzahl der Nutzer steigt über Jahre stetig an. „Die Bedeutung von sozialen Online-Netzwerken mit ihren enorm hohen Nutzerzahlen wird für die Personalsuche steigen“ so der Präsident des BITKOM e.v August Wilhelm Scheer. https://www.adzine.de/2010/01/95-prozent-aller-unternehmen-schreiben-freie-jobs-online-aus-social-media-marketing/
Dabei findet man bei dem social Media Recruiting als Recruitingstrategie Elemente des Employer Brandings, sowie des Personalmarketings, welche miteinander kombiniert werden.
Social Media Recruiting- ein Schutzschild gegen den Fachkräftemangel
Auch im Jahr 2022 haben Betriebe mit dem enormen Fachkräftemangel zu kämpfen. Gerade durch den Verlust der Generation Babyboomer, welche aktuell immer mehr in die Rente geht, wird dieser Mangel in den Unternehmen verstärkt. Auch wenn die neuere Generation Z nun schrittweise in die Arbeitswelt hineintritt, besteht für KMU immer noch die Problematik, dass sie offene Stellen nicht besetzen können. Der Paradigmenwechsel am Arbeitsplatz sorgt zusätzlich dafür, dass nicht mehr Unternehmen sich ihre Fachkräfte aussuchen, sondern die Kandidaten aus der Überzeugerrolle in die Wählerrolle schlüpfen. Aber nicht nur das erschwert die Besetzung offener Stellen. Hinzukommend befinden sich KMU in einem Haifischbecken. Immer mehr müssen sie sich unter Beweis stellen und vor allem Aufmerksamkeit auf sich ziehen und sich aus der breiten Masse hervorzuheben.
Durch Social Media Recruiting mehr erreichen
Mit der Hilfe von Social Media Recruiting werden die potenziellen Bewerber dort abgeholt, wo sie sich die meiste Zeit an Tage aufhalten, nämlich auf den sozialen Medien. Je nach Generation befinden sich die Menschen dort zwischen 91% und 68% mehrfach die Woche.
Dort finden Unternehmen aber nicht nur aktiv Suchende, sondern haben die Möglichkeit auch Menschen von sich zu überzeugen, die eigentlich gar nicht auf der Suche nach etwas Neuem waren. Fakt ist nämlich vielleicht, dass ihr Top-Kandidat gerade (unglücklich) anderweitig angestellt sein könnte oder noch nie von Ihnen gehören hat. Wer weiß schon, ob ihr Top-Kandidat gerade bei der Arbeit gelangweilt am Handy ist und in den sozialen Netzwerken gerade über ihre Anzeige stolpert und aus reinem Interesse mal draufklickt.
Denn auf klassischen Jobbörsen finden sich nur die Top-Kandidaten, welche bisher noch nicht die Chance hatten, woanders glänzen dürften. Es geht bei dem „War for Talent“, um die perfekte Selbstdarstellung und die gezielte Präsentation des Unternehmens. Aus diesem Anlass heraus müssen Unternehmen bei Trends wie dem social Media Recruiting mithalten, um nicht unterzugehen bzw. nicht leer auszugehen.
Doch trotz der immer steigenden Wichtigkeit von sozialen Medien nutzen nur 44 % Social-Media-Plattformen als Recruiting Kanal, wie eine Umfrage aus dem Jahr 2021 zeigt. Viel mehr wird immer noch mit 70 % auf die altbekannten Jobportale im Internet gesetzt, wo sie eben nur die aktiv Suchende antreffen und ansprechen.
Aber warum ist das Recruiting über Social Media so wichtig?
Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen bietet das Social Media Recruiting eine Chance Talente auf sich aufmerksam zu machen, um so gleichzeitig im Wettbewerb mit großen Unternehmen mitzuhalten zu können. Zu verdanken wird dies dem Aspekt, dass das Recruiting auf Social Media mit geringen Kosten verbunden ist, aber trotz dessen eine hohe Reichweite erzielt. Aber nicht nur das hinzukommend wird das Tempo des Bewerbungsprozesses erhöht und abschließend kann der Erfolg gemessen durch bestimmte Kennzahlen werden. Basic Kennzahlen, wie die Reichweite, die Impressionen, Link-Klicks, Click-Through-Rate und Cost per Acquisition geben Auskunft über den Erfolg der geschalteten Kampagne. Abschließend können sie durch die Daten und Insights ihre Strategie weiterausbauen und verbessern.
Die Vielseitigkeit von Social Media
Der Auftritt auf den sozialen Medien hat zudem auch positive auf den Aufbau des Vertrauens der Kunden zum Unternehmen. Dieses Vertrauen wird durch den direkten Austausch/ die direkte Kommunikation verstärkt. Abschließend weist die Social Media Präsens eine positive Auswirkung auf das eigene Employer Branding auf. Unter Employer Branding werden dabei alle Maßnahmen verstanden, welche die Positionierungen einer Marke, als einen attraktiven Arbeitgeber, herbeiführen. Sofern das Unternehmen weitergehend unbekannt ist, impliziert das Employer Branding auch die Erschaffung einer Marke bzw. die Verbesserung eines Markenimage bei Arbeitgebern mit unvorteilhaften Markeneigenschaften. Dabei wird die Zielsetzung verfolgt, eine Einmaligkeit des Arbeitgebers zu erschaffen. Ableitend zeigt sich daraus, dass ein attraktiver Arbeitgeber vermehrt potenzielle Mitarbeiter anzieht, daraus erhöht sich die Auswahl an qualifizierten und kulturell zum Unternehmen passenden Mitarbeitern.
Obwohl wie oben aufgeführt die sozialen Medien das Leben aller stark beeinflussen wird trotz dessen eher zweitrangig die Nutzung von Social Media zur Personalgewinnung von Unternehmen eingesetzt auch im Jahr 2022 mit einem geringen Anteil von 42,1%. Der Hauptfokus liegt immer noch mit 72,3% auf dem Marketing und der Akquise von neuen Kunden. Es stellt sich die Frage, warum Unternehmen die sozialen Medien zwar zur Akquise neuer Kunden nutzen aber nicht um ihren Personalmangel entgegenzuwirken.
So starten Sie mit Social Recruiting
1. Welcher Kanal ist der richtige für meine Zielgruppe?
Die richtige Wahl des Social-Media-Kanals ist essenziell, um den richtigen passenden Kandidaten anzusprechen. Aus diesem Anlass heraus sollte man im Vorfeld sich überlegen, wen genau wollen sie erreichen. (Stichwort Zielgruppenanalyse) Wie sieht der perfekte Kandidat für die zu vergebene Stelle aus, was sind seine demografischen Daten (Alter, aktueller Beruf, was macht er gerne in seiner Freizeit, wo verbringt er diese). Man sollte sich aber ebenfalls die Frage stellen was will der perfekte Kandidat wohl in seinem beruflichen und privaten Leben erreichen, was sind seine Ziele und Motivationen/Motive. Daraus ableitend kann man den perfekten fit vom Kanal zur Person erschließen. Denn jede Generation präferiert die Nutzung unterschiedliche soziale Netzwerke. Das Medium und seine Funktionsweise zu verstehen, bildet ein maßgeblichen Erfolgsfaktor im Social Media Recruiting. Aber nicht nur die gesuchte Person entscheidet für welchen Kanal sie sich entscheiden, sondern auch was für eine Stelle besetzt werden soll.
Facebook für Social Recruiting
Auf der Plattform Facebook tummeln sich die Menschen rum, welche meistens über 25 Jahre alt sind und mitten im Leben stehen. Aber gerade für offene Stellen bei denen ihr Top Kandidat eine abgeschlossene Berufsausbildung und ggf. Berufserfahrung mitbringen soll eignet sich Facebook hervorragend.
Instagram für Social Recruiting
Instagram findet gerade bei der Generation Z hohen Zuspruch. Sie suchen für ihr Unternehmen Young Talents? Aber nicht nur Young Talents finden sich hier auch Auszubildende, Praktikanten, und Werkstudenten können hier akquiriert werden. Sie fangen sie genau genau dort ab, wo sich die jüngere Generation in ihrer Freizeit bewegt.
TikTok
TikTok ähnelt was die Zielgruppe angeht eher Instagram, dort befinden sich ebenfalls jüngere Generationen wie Gen Z und Alpha. Auch hier finden sie eher Auszubildende, Praktikanten, und Werkstudenten.
Xing und LinkedIn
LikedIn bietet sich perfekt dafür an, Mitarbeiter mit sehr spezifischen Jobbezeichnungen zu akquirieren. LinkedIn ist mit mittlerweile mehr als 575 mio. Nutzern das größte soziale Business-Netzwerk weltweit. Alle Nutzer sind aus einem Grund auf der Plattform angemeldet: Sie wollen etwas an ihrer Karriere tun.
2. Wie spreche ich meine Zielgruppe auf Social Media an?
Nachdem sie Ihren perfekten Kandidaten sich überlegt haben, müssen sie ihn richtig ansprechen. Gehen Sie hierbei auf seine möglichen Wünsche, Gedanken, Sehnsüchte oder aktuellen Probleme und Schmerzpunkte ein. Verzichten Sie hierbei unbedingt auf 0815 Floskeln, sondern setzen Sie auf psychologische Texte, die entweder Weg-vom-Bedürfnis oder Hin-zum-Bedürfnis orientiert sind.
Dabei verfolgen die weg-vom-Bedürfnisse die Zielsetzung, bestimmte Problematiken des Bewerbers anzusprechen. Dies geschieht mittels „Du hast keine Lust mehr auf …?“. Beschreiben Sie genau, welche Schmerzpunkte er wohl gerade durchlebt (zu viele Überstunden, geringe Wertschätzung, hoher Druck …) und zeigen Sie danach auf, dass er diesen Schmerz nicht fühlen wird an ihrer Seite. Dies verstärkt das Bedürfnis zu ihnen zu kommen, um sich endlich dem Leid zu entziehen.
Die Hin-zum-Bedürfnis Texte bilden dabei das Gegenstück und versuchen den Bewerber zu motivieren, ihn träumen zu lassen und zielen aus diesem Grund heraus auf seine Wünsche ab. Dies schafft man insbesondere durch ein „Du willst endlich …?” Er soll mit ihnen als Unternehmen den Träumen leben dürfen, sich weiterentfalten und Grenzen überschreiten.
Egal mit welcher dieser beiden Methoden sie arbeiten, bei beiden werden die Emotionen der Betrachter und der Bewerber ansprechen.
Es gilt, eine Werbung, egal welche Art von Werbung, muss Emotionen auslösen, wenn sie wirken soll. Emotionen werden somit zu einer (un-)bewussten Verführung. Gleichzeitig muss aber auch ein Bedürfnis geschaffen werden. Werbetexte müssen so gestaltet werden, dass sie bestehende Bedürfnisse anspricht und weiter erhöht.
Passen Sie sich sprachlich an den Kandidaten an.
Ein kleines Beispiel aus der Praxis:
Um das Ganze etwas anschaulicher/ nahbarer zu machen folgt nun ein Beispiel aus der Praxis.
Bei einer Performance-Recruiting-Kampagne, in der Softwareentwickler gesucht wurden, konnten wir ein klares Problem ansprechen, das viele ITler betrifft, der hohe Druck, welcher verbunden ist mit einem hohen Stresslevel und schlaflose Nächte.
Du fühlst dich wieder mal unter Druck gesetzt?
Du bist nur am Arbeiten, um die Deadline rechtzeitig zu schaffen?
Dein Arbeitgeber bietet dir keine Work-Life-Balance, sondern nur noch mehr Arbeit?
Nun ist aber Schluss mit den stressigen Arbeitstagen von gestern.
3. Wie nutze ich den Kanal am besten für Social Recruiting?
Die Nutzung von Videos
Die Verwendung von Videos ist Optimal für alle Kanäle. Zudem wurde bewiesen, dass Videos viel besser wirken als Bilder. Weiterführend können sie mit der Hilfe von Videos vermitteln sie eine Authentizität. Aber was können sie in den Videos zeigen? Stellen Sie sich als Arbeitergeber doch einfach vor und gewähren sie kleine Einblicke in das Unternehmen. Hierbei können Sie vorallem viel über die gelebte Unternehmenskultur zeigen und erzählen, aber auch Vorteile bei ihnen zu sein.
Die Nutzung von Bildern
Bilder sind gerade dann sinnvoll, wenn Videos keine Option sind. Sie müssen hierbei lediglich beachten, dass es keine Grafiken, sondern echte Fotos sind. Man benötigt für die Fotos auch nicht immer einen teuren Fotografen. Wir haben schon einige Stellen besetzt, bei denen die Bilder mit dem eigenen Handy gemacht worden sind. Hier gilt hauptsache authentisch und vergessen sie nicht nett zu lächeln.
Verwendung von Texten
Bei jeder Plattform können Sie unter ihrem Viedo oder Bild noch einen kleinen Text dazu verfassen. Wichtig ist hierbei, dass sie spannende Texte, erzählen Sie einen kleine Geschichte zum Bild oder Video. Nutzen Sie hierbei vorallem starke Adjektive.
Die Verwendung von Bildern und Videos von Mitarbeitern, Führungskräften und Kunden. Nutzen Sie aber auch Einblicke in den Arbeitsplatz zu ihrem Vorteil, denn das Employer Branding findet auf den sozialen Netzwerken statt. Je mehr sie diese als Kommunukationskanal nutzen und aktiver sind, bietet es die Möglichkeit verstärkt in den ersten Kontakt mit potenziellen Bewerbern zu treten. Seinen Sie einfach präsent, um auch langfristig in den Köpfen der Menschen zu bleiben, denn man weiß nie was die Zukunft noch mit sich bringt.
4. “Mobile First” ist wichtig bei Recruiting über Social Media
Gerade dadurch, dass sie ihre Top-Kandidaten dort ansprechen wollen, wo sie sich die meiste Zeit befinden, nämlich auf Social Media, müssen sie Anzeigen auch so gestalten, dass sie zum genutzten Endgerät passen. Gerade durch die Tatsache, dass die Generationen Y und Z mit dem Smartphone in der Hand aufgewachsen sind, müssen die Formate der Website Smartphone gerecht gestaltet sein, sodass die Karriereseite nicht überfüllt wirkt und leicht zu handhaben ist. Zugleich muss eine Bewerbung auch bequem darüber gesendet werden können. Somit wird das Social Media Recruiting auch zum Mobile Recruiting (E- Recruiting). Denn rund 92,4% der Gen Z, 91,7% der Gen Y und 87,2% der Gen X präferieren das Smartphone zur Internetnutzung, wie eine Studie aus dem Jahr 2021 verdeutlicht.
5. Darum sollten Sie auf Bewerbungsschreiben/CV verzichten
Bewerbungsanschreiben und Lebensläufe sind genauso Schnee von gestern, wie Anzeigen in der Zeitung. Ihre Kandidaten befinden sich überall. In der Bahn, beim Einkaufen, bei der Arbeit oder vielleicht im Restaurant während Sie über Ihre Anzeige stolpern. Und ehrlich gesagt wer hat schon in solchen Momenten ein Bewerbungsschreiben oder ein Lebenslauf zur Hand? Dadurch, dass sie darauf verzichte, nehmen sie den Menschen die Hürde ab sich bei Ihnen zu bewerben. Kleiner positiver Nebeneffekt die Menschen bewerben sich eher spontan und sie sparen sich den Stapel an Bewerbungen, welche meistens die gleichen Floskeln besitzen.
6. Fazit
Das Social Media Recruiting bietet unendliche Chancen neue Mitarbeiter zu akquirieren. Dabei ergibt sich die Möglichkeit ihre potenziellen Bewerber dort anzusprechen, wo sie sich eigentlich in ihrer Freizeit aufhalten. Dies sorgt dafür, dass sich nicht nur suchende bewerben können, sondern auch die jenigen, die eigentlich nicht auf der aktiven Suche waren. Sie zielen hierbei vorallem auf den passiven Arbeitsmarkt ab. Durch den Verzicht auf Bewerbungsschreiben und CV eröffnet sich für interessierte sich die Möglichkeit sich von überall auch wirklich aktiv zu werden und sich zu bewerben. Zudem hat das Social Media Recruiting für ein positiven Effekt auf das Employer Branding.